Dass Borussia Dortmund trotz der Schuldenpolitik der vergangenen Jahre für diese Spielzeit die Bundesliga-Lizenz erhielt, findet nicht nur Vorjahresabsteiger Eintracht Frankfurt fragwürdig. Gemäß einem juristischen Gutachten sind nicht nur dem BVB, sondern auch der Deutschen Fußball-Liga schwere Versäumnisse anzulasten.
„Die vom BVB selbst bekannt gemachten Zahlen lassen einen Verlust und eine Liquiditätslücke in einer Größenordnung erkennen, bei der nur schwer vorstellbar ist, dass deren Eintritt zum Zeitpunkt des Lizenzverfahrens im Vorjahr bei sorgfältiger Prüfung nicht erkennbar war. Kritische Beobachter können damit eine Verletzung der Informationspflichten des BVB oder der Prüfungspflichten der DFL als Grundlage der Lizenzentscheidung nicht ausschließen“, lautet das Fazit einer Untersuchung des Falls durch den Bochumer Juristen Christof Wieschemann.
Zweitligist Frankfurt hatte rechtliche Schritte angekündigt, wenn sich herausstellen sollte, dass die Dortmunder falsche Unterlagen eingereicht haben. Die Frankfurter hätten als Drittletzter der Saison 2003/04 von einem möglichen Lizenzentzug des BVB profitiert und wären erstklassig geblieben.
Die DFL will sich zu den Vorwürfen vorerst nicht ausführlich äußern. „Prinzipiell gibt es die Anweisung, sich öffentlich zurückzuhalten. Es ist aber so, dass Dortmund kein Nachteil daraus entstehen kann, dass der Klub als Aktiengesellschaft dazu verpflichtet war, die Zahlen bekanntzugeben“, erklärte DFL-Vizepräsident Wolfgang Holzhäuser. Liga-Chef Werner Hackmann hatte zuletzt betont, dass weder der BVB die Liga getäuscht, noch die DFL Fehler bei der Lizenzierung begangen habe.
Strafanzeige gegen Niebaum und Meier angekündigt
Die Münchner Anwaltskanzlei Rotter kündigte eine umfassende Strafanzeige gegen den ehemaligen Vorsitzenden der Geschäftsführung, Gerd Niebaum, den amtierenden Geschäftsführer Michael Meier und gegen andere Verantwortliche der Gesellschaft an. „Diese Strafanzeige wird noch in dieser Woche erfolgen“, bestätigte Kanzlei-Sprecher Stephan Holzinger heute der dpa. Nach Einschätzung der Kanzlei hat sich die Geschäftsführung der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA möglicherweise des Kapitalanlagebetrugs schuldig gemacht.
http://www.spiegel.de/sport/fussball/bvb-finanzchaos-auch-dfl-in-der-kritik-a-342917.html
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